Karneval in Las Tablas

Von Freitag bis Aschermittwoch wird in Panama Karneval gefeiert. Es sind Nationalfeiertage und die Panamenios haben frei. Wir haben das große Privileg in diesem Jahr Teil dieses Spektakels zu sein, allerdings nicht in Panama City, sondern in Las Tablas einer kleiner Stadt auf der Halbinsel Azuero circa 4 Autostunden von Panama City entfernt.

Las Tablas ist die Karnevalshochburg Panamas und Alicja hat uns eingeladen, mit Ihr gemeinsam einer Einladung eines Bekannten nach Las Tablas zu folgen. Dieses Angebot konnten und wollten wir nicht ausschlagen.

El Camino – der Weg nach Las Tablas

Da Las Tablas 4 Autostunden von Panama City entfernt liegt, hieß es am Sonntagmorgen früh aufstehen. Ein kurzes Frühstück und dann ging es auch schon los. Um 9:00 Uhr hatten wir die Straßen der Hauptstadt hinter uns gelassen und befanden uns auf der weltberühmten „Interamericana“, einer 5.470 km langen Straße die von Mexico über Guatemala, Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa-Rica und schließlich auch durch Panama bis nach Südamerika führt. In Panama wird sie auch die „Panamericana“ genannt.

Die Panamericana führte uns in Panama durch drei verschiedene Provinzen. Von Panama über Coclé bis auf die Halbinsel Azuero. Erwähnenswert dabei ist die sehr hohe Polizeipräsenz. Alle 500 Meter steht auf der Interamericana eine Polizeistreife am Straßenrand. Bevorzugt unter Brücken. Diese unglaublichen Massen an Staatsbediensteten sind schlichtweg unfassbar. Who pays for them???

Nach 2.5 Stunden Fahrt und einem Einkauf von Wasser, Bier, Chips, Keksen und Cola, erreichten wir unseren Zwischenstop. Playa Santa Clara.

Playa Santa Clara

Playa Santa Clara ist ein Pazifikstrand in der Provinz Coclé. Er reiht sich entlang der Pazifikküste mit anderen Stränden wie an einer Perlenkette. Alle Reiseführer empfehlen diesen Strand, deswegen beschlossen wir, ihn direkt einmal auszuchecken. Das Ende vom Lied waren 2 herrliche Stunden am Strand mit einem ausgiebigen Bad, eisgekühltem Bier sowie einem köstlichen Mittagessen. Eine Anekdote die wir niemals vergessen werden, ist meine Essensbestellung. Was ich bestellen wollte war Pollo al Cabon, was soviel bedeutet wie Hühnchen aus der Kohle. Was ich bestellte war Pollo al Cabron, was soviel bedeutet wie Hühnchen aus dem Arschloch (wörtliche Übersetzung). Damit forderte ich dem Kellner unweigerlich ein mildes Lächeln ab und mir war klar, das mit meinem Spanisch muss besser werden:)

El Camino Parte II

Nach diesem schönen Zwischenstopp fuhren wir weiter Richtung Las Tablas und je näher wir diesem Ort kamen, konnten wir in den kleineren und größeren Städten davor die Karnevalsstimmung spüren. Nicht nur, dass deutliche mehr Menschen auf der Straße waren, nein alle waren sturzbetrunken beziehungsweise stark angetrunken.

In Chitré dem letzten größeren Ort vor Las Tablas verfurhen wir uns und fuhren aus Versehen direkt in den örtlichen Karnevalsumzug hinein und zwar mit Auto. .complötzlichn standen überall um uns herum betrunkene Menschen. Vor, hinter und neben dem Auto. Ausgelassen, abgefeiert und ganz wichtig mit Kühlboxen unterwegs – der Panamenio weiß wie er seine Getränke den Tag über kühlt;)

Panamesische Polizisten sind bestechlich

Kaum hatten wir Chitré hinter uns gelassen und wollten letztlich einfach nur ankommen, wurden wir von einer Polizeistreife gebeten rechts ran zu fahren. Nach einigen Diskussionen und nachdem wir feststellten, dass Alicja ihrem Pass zu Hause gelassen hatte, rückte ich meinen Pass hinaus und das Ticket für 101 km statt erlaubten 80 km sollte auf meinen Namen ausgestellt werden. Doch der charmanten Art von Alicja zum Dank einigten wir uns auf einen „Direktpreis“ von 50$ und der Polizist schüttelte jede unserer Hände einzeln und bedankte sich.

Las Tablas – endlich da

Gegen 18:30 erreichten wir das Zuhause von Ciro, dem Bekannten von Alicja. Er war bereits ziemlich angetrunken von den Festivitäten tagsüber, war allerdings gerade dabei seine Oma und andere Familienangehörige irgendwohin zu fahren – ja fahren:)

Nach einem kurzen Entrée in seiner Auffahrt verließ er mit folgenden Worten den Ort des Geschehens: „There are a bunch of people inside. Just enter the house an make yourself comfortable“.

Also gingen wir drei hinein. Ohne eine Erklärung wer wir eigentlich sind schüttelten wir Hände von Cousine, Mann, Kindern, Tante und Zac, einem Amerikaner, der lesend auf der Couch lag. Insgesamt war dies eine einfach lustig-skurrile Situation.

Nach einer erfrischenden Dusche nahmen wir dann auf der Terrasse hinter dem Haus Platz und warteten die Situation ab – Ciro war immer noch nicht zu sehen.

Alicja und Sven bei Mamacita
Alicja und Sven bei Mamacita

Lustiger Abend mit Karneval-Finale

Zum Glück hatten wir Bier und Ron Abuelo besorgt. Also ließen wir es uns gut gehen und begannen zu trinken, gemeinsam mit Zac. Später stellte sich heraus, dass Jason – ein anderer Amerikaner der im Nebenzimmer seinen Rausch vom Tage ausschlief – ebenfalls hier übernachtete. So langsam nahm der Abend Fahrt auf und auch Ciro tauchte irgendwann wieder auf.

Ron Abuelo - Panamas National-Rum
Ron Abuelo – Panamas National-Rum

Später gab es Hackbällchen von Oma mit Bohnen und Reis und gegen 23:00 zogen wir los zum örtlichen Karnevalshöhepunkt – dem Umzug der beiden Karnevals-Queens der konkurrierenden Stadteile Las Tablas Arriba und Las Tablas Abajo.

Karneval in Las Tablas

Partycrowd Las Tablas
Partycrowd Las Tablas

Gemeinsam mit Zac zogen Alicja, Sven und ich also los. Ciro war derart bedient vom Tag, dass er sich nicht im Stande fühlte, uns zu begleiten. Kaum im Spektakel angekommen, kaufte Zac eine Flasche Secco (Panamesisches Nationalgetränk, das wie eine Mischung aus Wodka und Korn schmeckt). Ausgestattet damit und im Mischverhältnis von 1:1 mit Gatorade gemischt, begaben wir uns in die feiernden Massen.

Secco mit Gatorade
Secco mit Gatorade

Im Grunde genommen war der Karneval vergleichbar mit dem Hafengeburtstag oder anderen Großveranstaltungen rund um die Welt. Ein Himmel an Menschen, laute Musik, viel Alkohol und glücklich-beseelte Menschen – mit dem Unterschied, dass hier zwischen all den Menschen offene Autos mit Riesenanlage und Boxen sowie ordentlich Bass im Kofferraum ohrenbetäubende Musik von sich geben.
Panamerikanisches Musik-Mobil
Panamerikanisches Musik-Mobil

Die Karnevalswagen beider Stadtteile rotierten im Kreis der tobenden Massen und auch wir kamen mehr und mehr in Stimmung.
Beide Wagen waren mit 1-10 tanzenden, sehr hübschen Frauen und selbstredend der jeweiligen Queen „bestückt“. Mit einem tosenden Feuerwerk und einer explodierenden Masse sowie tanzendem Schritte entrückte dieser Abend so langsam unserer Wahrnehmung und wir waren froh gegen 2:00 die Matratzen im Wohnzimmer von dem Haus Ciro’s Großmutter (Mamacita) unter uns zu spüren.

Feuerwerk zu Karneval in Las Tablas
Feuerwerk zu Karneval in Las Tablas

Ein berauschender Tag, gespickt mit vielen neuen Eindrücken, neigte sich dem Ende hinzu und ich war schneller eingeschlafen, als ich Svens noch mein eigenes Schnarchen vernehmen konnte.

Nachklapp: Karneval in Panama findet in den vier Tagen vor Aschermittwoch statt. Dabei finden tagsüber wie nachts Festivitäten statt. Tagsüber betrinken sich die Menschen und werden aufgrund der Wärme mit Wasser aus riesigen Wasserschläuchen bespritzt. Alles steht Kopf und in den Städten laufen Unmengen an nassen, betrunkenen Menschen herum. Die Atmosphäre ist dabei absolut ausgelassen und friedlich. Abends finden dann große Partys bis tief in die Nacht statt. Dabei wirken die Veranstaltungsorte wie Stadtfeste mit Essens- und Getränkebuden.

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