Wandern im Thüringer Wald

Unter dem Motto „Viele Wege führen nach Eisenach“ startete am Freitag unsere diesjährige Wandertour im Thüringer Wald. Die Reisegruppe Hamburg 1, bestehend aus Martin, Sven und Philipp begab sich schon am Vormittag mit der Deutschen Bahn auf nach Thüringen. Und kam pünktlich gegen ca. 16 Uhr in der Ferienwohnung in der sechstgrößten Stadt Thüringens (Einwohner ca. 43.000, Tendenz abnehmend) an. So konnten schon erste Vorbereitungen und Einkäufe für den Abend und die kommenden Tage erledigt werden.

Wandertour 2019: Tag 1 – Die Anreise

Zwei Stunden später, Thomas hatte sich in der Zugverbindung vertan und kam deshalb mit einem anderen Zug aus Hamburg und Paddy hatte sich aus München zunächst nach Friedrichroda gemacht, um dort sein Auto abzustellen, kamen dann auch zwei weitere Teilnehmer an. Und konnten es sich schließlich gegen 18 Uhr bei einem kühlen Eisenacher Wartburg Pils auf der einladenden Dachterrasse gemütlich machen. Unsere Bluetooth-Boombox war natürlich auch dabei, und sorgte für die entsprechende Beschallung und jede Menge guter Tracks (bei Interesse liefere ich gerne die Interpreten nach).

Nach einem kurzen Blick auf die Auswahl an regionalen Gaststätten, fiel die Wahl auf das Lokal „Alte Schule“ am Theater Eisenach. Was sich im Nachhinein als gute Wahl bestätigen sollte. Nach dem Essen gab es vom syrischen Kellner eine Runde „Pilavas“ auf Haus. Wir erfuhren, dass er nur auf der Zwischenreise im Osten sei, um sich als Barkeeper in Berlin oder anderswo, vermutlich aber im Westen, einen Namen zu machen. Denn traurig aber wahr, in Eisenach an einem Freitagabend geht nicht mehr. Alle weg.

Die Kneipenauswahl in der als „tot“ beschriebenen Innenstadt von Eisenach stellte sich als unterirdisch dar, weshalb wir uns wieder zurück zur Ferienwohnung aufmachten, um die Reisegruppe Hamburg 2, Porky und JP, zu erwarten. Mit reichlich Müdigkeit und Pils im Kopf, oder war es doch der wohlschmeckende Grüne Veltliner?, warteten wir nun auf die beiden letzten Wandergesellen. Das TV-Programm war hart nervig, also verlegten wir die Abendunterhaltung auf Songs aus der Spotify-Playlist und spielten, wer mochte, ein paar Runden „Monopoly Deal“.

Um kurz nach Mitternacht war es dann soweit, der Taxiexpress lud die beiden direkt vor der Tür ab und nach einem kurzen, aber bierseeligen Empfang, fielen alle müde und erschöpft in ihre Betten. Was für ein grandioser Start. Inklusive einem Welcome-Package, bestehend aus Proteinriegeln mit Grillenpulver, Kräuterlikör und Camp David-Socken (Hallo?).

Wandertour 2019: Tag 2 – Von Eisenach nach Ruhla

Nach einem ehrlichen Männerfrühtsück mit Wurst, Käse und einer ordentlichen Portion Rührei ging es auch schon los. Die musikalische Untermalung an diesem Morgen lieferte eine exzellente Yachtrock-Playlist.

Doch bevor wir uns auf den Rennsteig begeben konnten, musste erstmal das Leergut weggebracht werden. Nachdem wir den Leergutbon gegen weitere Müsliriegel eingetauscht hatten, ging es aber nun daran, die erste Etappe, die Wartburg zu Eisenach, zu erklimmen. Ein erster leichter Aufstieg ließ dem ein oder anderen von uns bereits die Freudentränen in die Augen steigen. Getreu dem Motto: Wandern ist nur einmal im Jahr. Einfach herrlich, wie sich sieben (junge) Männer intrinsich motivieren können. Die am Hang stehenden Esel, die man mieten konnte, wurden von uns nach kurzer Überlegung dann doch nicht in Anspruch genommen.

Nach einem kurzen Gang durch die wirklich gut erhaltene Burganlage ging es dann weiter auf den Rennsteig. Nächster Halt die Gaststätte „Waldhaus Sängerwiese“ von Peter Arends. Was sich letztlich als echter Glückfall herausstellen sollte, da der Betreiber nicht nur einen zotigen Witz (Stichwort „reinleiern“) auf Lager, sondern auch tolle Tipps für unsere weitere Tour auf dem Rennsteig hatte. Denn sonst wären wir auf dem Weg zur berühmten „Drachenschlucht“ wohl nie an der Elfengrotte vorbeigekommen.

Außerdem entpuppte sich Gastwirt Arends nicht nur als Rotsünder auf dem weg von Eisenach nach Ostfriesland, sondern auch als geschichtsinteressierter Bürger seiner Stadt. Oder hätten wir wirklich gewusst, dass die Bayern eigentlich alles von der Thüringern abgekupfert haben (BMW, Klobrille mit Loch)? Wahrscheinlich wohl kaum.

Nachdem wir die Drachenschlucht nun wirklich als echtes Highlight identifiziert hatten, wurde dies mit einem Kräuterlikör begossen. Kanzler JP bekam dabei die Reste per Double-opt-in eingflößt, was zur Belustigung einiger anderer Wanderer führte.

Weiter ging es auf dem Rennsteig über die Hohe Sonne, wo wieder kurz gerastet wurde, über Zollstock zum Hubertushaus, wo wir dann die Abbiegung Richtung Ruhla einschlugen und den Rennsteig zum ersten mal wieder verließen. Im Ort angekommen legten wir bei der Ferienwohung Schlotauer einen Stopp ein, um unsere Rücken zu schonen und unsere Rucksäcke zu parken. Denn wir wollten uns die Wandertag mit einem kühlen Pils und einer Tour auf der Sommerrodelbahn im Mini-a-thür versüßen, was auch wunderbar gelang. Auf über 100 Metern Höhe konnte man  auf seinem Rodelbob eine Geschwindigkeit von 40 km/h erreichen, wenn man nicht die Bremse betätigte.

Dann ging es an die Abendgestaltung, was die vorherige Aufteilung des Wandertrupps in zwei Lager zur Folge hatte. Team Gesundheit und JP stiegen im Pharaonentempel bei Schlotauers ab, der Rest suchte die 850 Meter entfernten Unterunft „Waldhaus“ auf. Zum Abendessen kehrten dann alle in der Gaststätte „Zum Landgrafen“ ein, um sich Cordon-Bleu oder einen 400-Gramm-Burger einzuverleiben. Danach stand fest, dass Underberg der „Verteiler“ des Vertrauens sein würde. Oder Marillenschnapps als Alternative. Seelig und etwas besorgt verließen wird Berry und seinen letzten Gast. Und beaben uns in unsere Betten. Noch ein bisschen Jackie Chan auf RTL 2 und einen tiefen Zug der ukrainischen Luft im Schlotauer Schloss, ließen alle ruhig schlafen.

Tag 3 – Von Ruhla nach Friedrichroda (ohne „s“)

Morgenstund hat Schritte im Mund. Die ersten 2000 Schritte von Schlotauer zum „Waldhaus“ waren einfach nur lächerlich. Nach einem gemeinsamen Frühstück stand dann aber fest, dass der Sonntag es sich haben würde. Bis zu 30 Kilometer könnten möglich sein. Soweit die Füße tragen eben. Und dazu die Besteigung des zweithöchsten Berges in Thüringen, dem Großen Inselsberg auf 916,5 Metern über dem Meeresspiegel. Für uns natürlich absolut machbar und vom Ausblick auf unfassbar toll. Einziges Manko: Auch hier weit und breit kein koffeinfreier Kaffee oder Rooibostee in Sicht. Aber Schwamm drüber. Kräutertee ist auch heiß.

Zuvor hatten wir noch einen Bratwurst-Bier-Stopp an einer Hütte eingelegt, die durch due musikalische Untermalung der Blaskappelle Brotterode zu einem kleinen Lichtblick werden sollte. Richtig gute Wurst!

Der Abstieg vom Inselsberg ließ mächtig Freude aufkommen und die Schienbeine wurden nun auch vom ersten Mal ordentlich beansprucht. Als Belohnung freute sich unser lustiger Männertrupp aber auch schon auf die Aussicht auf ein „Spring Break Friedrichroda“ mit leichtbekleideten Mädels, tiefen Bässen und kühlen Drinks. „International“ (Porky Voice) eben.

Doch zunächst musste am Ende der Rennsteigtour, der richtige Abstieg bzw. Auftstieg nach Friedrichroda gefunden werden. Nachdem wir die sprachlichen Rätsel zwischen Dannzbuchä und Tanzbuche aus dem Weg geräumt hatten, waren es nur noch 1 1/2 Stunden bis wir die Treppen des Ahorn Berghotels in Friedrichroda erklimmen sollten. Da hatten wir dann mehr als 30 Kilometer auf dem iPhone getrackt und uns ein kühles Pils verdient.

Nachdem wir auch die Zimmerfrage klären konnten (sechs gebucht, aber sieben Personen brauchten eine Schlafstätte), läuteten wir das Wellnessprogramm für den Abend ein. Baden, Duschen und dann zum Abendessen ins Steakhouse AZado (Warme Küche nur bis 21 Uhr). Mal wieder Fleisch satt und die Erkenntnis, dass das Original-Spaghetti-Eis in Mannheim erfunden wurde. Die Version an diesem Abend kam jedoch aus dem Hause Mövenpick, mundete jedoch auch.

Danach ließen wir uns treiben und genossen tropische und erfrischende Getränke in der Ludowinger Lounge bei Gabor und seinem überaus serviceorientierten Kellnerteam. Gabor oder wie der Kanzler am Folgetag folgerichtig feststellte: „A 5 star waiter in a 3 star hotel.“ Nailed it!

Porky ließ es sich mal wieder nicht nehmen und programmierte die Playlist in der Lounge mit alten und neuen Hits. Die Option DJ und Disco war mit Blick auf drei tanzende Paare im Saal einen Stock über uns ins Wasser gefallen. Der Blick auf die Abschlussrechnung des Zahlmeisters zeigte, dass man sich auch für kleines Geld mit sieben Leuten betrinken kann. Drink-Empfehlung für diesen Abend „Grüne Wiese“ oder „Gin Tonic mit Erdbeeren“.

Den kurzen aber krönenden Abschluss fand die Party im Panorama-Zimmer des Kanzlers und seines Protokollanten mit reichlich Drinks und Snacks aus dem Mini-Markt. Danach war dann aber wirklich Ende im Gelände.

Tag 4 – Rundweg um Friedrichroda

Am vierten Tag der diesjährigen Tour wurde die Truppe planmäßig um zwei Brüder erleichtert. Paddy und Porky mussten ihren beruflichen und familiären Verpflichtungen gerecht werden und reisten bereits am (frühen) Vormittag ab. Die Verbliebenen checkten die Optionen und fanden nach ein bis zwei Anläufen auch schließlich einen Wanderweg, der uns bei herrlichstem Sonnenschein einen tollen letzten Tag bescheren sollte. Und so machten wir nach einem Stopp beim Waldbahnhof und der ortsansässigen Ludowinger Quelle einen ersten Stopp im Biergarten der Marienglashöhle.

Weiter ging es auf dem Rundweg um Friedrichroda über Waltershausen und Schnepfenthal und schließlich am Ende über den Kanzlerweg zurück zu unserem geliebeten Hotel. Zuvor hatte es die Navigationhilfe durch einen Einheimischen mit lautem Hund und offenem Hosenstall benötigt, um auf den richtigen Pfad zu kommen. Bis zum Waldrand, dann leicht links und ab da dann immer geradeaus. Einfach herrlich. Und so machten wir an diesem letzten Tag der Wandertour noch mal rund 17 Kilometer gut.

Am Abend war dann geplant, im ortansässigen Brauhaus den letzten Abend ausklingen zu lassen. Aber der Wirt machte und auf eine unnachahmliche Art klar, dass wir ohne Reservierung an diesem Abend nicht bedient werden würden. Bei der Suche nach Alternativen stießen wir schließlich auf das Lokal Boulevard, wo ebenfalls typische Gerichte aus Thüringen angebogen wurden. Bei sommerlichen Rinderrouladen und Tafelspitz ließen wir es uns noch mal richtig gut gehen. Und kippten zum Schluss noch einen leckeren Underberg (auch: Zementsäckchen) und Marillenlikör hinterher. Wunderbar.

Danach ging es wieder zurück ins Hotel und nach ein, zwei Drinks auch schon ins Bett. Die letzten Tage hatten aus harten Männern, wellnessbedürftige Softies gemacht. Aber wir werden halt alle älter. Passte also perfekt. So konnte man den Abend vom Zimmer aus mit dem Blick auf die untergehende Sonne über dem Thüringer Wald genießen. Sundowner auf ostdeutsch sozusagen.

Tag 5: Abreise über Gotha nach Hamburg

Mehr oder weniger gut ausgeschlafen (hing vom jeweiligen Zimmer ab), trafen wir uns zu einem spägten Frühstück und ließen zum ersten Mal die Tour Revue passieren. Fazit: Eine tolle Tour mit tollen Wegen, guten Gesprächen und insgesamt einer guten Stimmung. Niemand hat sich verletzt und die meisten Rucksäcke hatten auch das richtige Gewicht für eine mehrtätige Tourenwanderung. Thomas geht mit der Erkenntnis raus, dass wir im nächsten Jahr höchstwahrscheinlich in der Eifel wandern. Start in Aachen und dann gucken wie weit wir kommen. Eine gute Idee, die wir alsbald vertiefen sollen.

Es ist nur noch kurz zu erwähnen, dass wir mit dem Taxi pünktlich in Gotha ankamen, uns dort noch eine Ruden Schmandkuchen gönnten, in Göttingen dann aber leider mit einer knappen Stunde Verspätung starten konnten. Anzeige ist raus, liebe Deutsche Bahn.

Ein paar Links zur diesjährigen Wandertour:

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